StrandgutNews-Meldung vom 18.09.2008

An Mecklenburg-Vorpommerns Küste strandet man nicht – man kommt an. Gebo- ten werden Kunst und Kultur, Leckereien aus dem Meer, viel Natur und GastfreundschaftEine echte Wohltat - dieser Wind im Haar, die nach Meer schmeckende Luft und der weite Horizont. Nach sechs strammen Stunden Fahrzeit endlich angekommen. Ringsherum nur Natur. Auf der anderen Seite der Bucht liegt das betriebsame Wismar, schnell auszumachen an der großen, weithin sichtbaren Halle der Aker-Werft und der sich nach oben streckenden Kirchtürme von St. Marien, Heiligen-Geist und St. Nikolai. Hier auf der Südseite der Insel Poel geht es ruhig zu. Kein Verkehrslärm, keine Menschenmassen — nur Sonnenschein, Wind und viel Landschaft. Die Vorzeichen auf Erholung stehen gut.

Wer Partys, Abenteuer und echt fetzige Sachen erleben will, ist hier wohl nicht so gut aufgehoben. Die Beschaulichkeit des Insellebens lädt eher zu einer gemächlichen Gangart. Radfahren, Wandern, Naturbeobachtungen oder Erholen am Strand, das kann man auf der 37 Quadratkilometer großen Insel vorzüglich. Kulinarisch wird man in den hiesigen Restaurants bestens versorgt, und das zu vernünftigen Preisen. Im Hafen von Kirchdorf beispielsweise finden sich mehrere Gasthäuser, die Hauptgänge um die 10 Euro auf der Karte führen, und die mit Qualität und Menge der servierten Mahlzeiten überzeugen.

Rund 2.900 Einwohner zählt die Insel Poel. Der einzige Campingplatz ist in Timmendorf, echte Stellplätze für Reisemobile gibt es auf der Insel nicht. Weil Höhenmeter auf Poel keine Rolle spielen, sind stressfreie Radtouren problemlos möglich. Einzig der permanente Wind kann das Pedale treten ein wenig erschweren. Auch kommt man nicht an jeden Strand-/Uferabschnitt der Insel. Sümpfe, Salzwiesen und Viehweiden bilden einen Großteil des Inselrandes. Sandstrand gibt es in Timmendorf und Gollwitz. Die Häfen Timmendorf und Kirchdorf werden nur von kleineren Schiffe angelaufen.

Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle für die Poeler Bevölkerung, gefolgt von Landwirtschaft und Fischfang. Fabriken gibt es keine und auch die Anzahl an Hotels bleibt im überschaubaren Rahmen. Übernachten kann man gut, wenn man mal nicht den Campingplatz ansteuern will, in einer den vielen Privatunterkünfte und Ferienhäuser.

Kirchdorf ist das unumstrittene Zentrum der Insel Poel. Der mitten im Dorf gelegene Supermarkt ist für die Grundversorgung von Insulanern und Gästen zuständig. Alles Notwendige ist hier erhältlich. Rechts im Eingangbereich des Marktes ist auch eine der zwei Kirchdorfer Bäckereien ansässig. Und jetzt alle Frühaufsteher aufgepasst: Vor acht Uhr am Morgen besteht keine Aussicht auf frische Backwaren. Wer zeitig am Tag knusprige Brötchen zum Frühstück wünscht, muss Wismar ansteuern. Einige Sehenswürdigkeiten auf der Insel sind die Poeler Kirche, das Heimatmuseum und die Festungsschanzen, alles in Kirchdorfer Hafennähe.

Am lebhaftesten geht es auf Poel im Timmendorfer Hafen zu. Der große Parkplatz links am Dorfeingang ist ein erster, deutlicher Hinweis darauf. Viele Wismarer genießen hier gern, weil nahe gelegen, erholsame Stunden.

Stichwort: Wismar. Die Stadt zählt 46.000 Einwohner und bietet alles, was eine Kleinstadtmetropole ausmacht. Einkaufs- und Schlendermeilen im Zentrum, einen auch touristisch attraktiven Hafen, historische Gemäuer, Gastronomie, Kunst und Handwerk. Zentraler Punkt ist der große, quadratisch angelegte Marktplatz mit seinen sehenswerten Fassaden, die Baustile verschiedener Epochen zeigen. Die Hansestadt wurde 2002 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen. Seit der ersten Erwähnung im Jahre 1229 hat Wismar einiges erlebt. Als Station zwischen Lübeck und Rostock wurde Wismar Mitglied im Städtebund Hanse. Später folgten Stralsund und Greifswald. Der blühende Handel brachte Wismar schnell Wohlstand, sein Exportartikel Nummer eins war Bier. Mitte des 15. Jahrhunderts wurden in der Stadtgemarkung 183 Brauereien gezählt.

Laut Auskunft der gelben Seiten gibt es derzeit keine Brauerei mehr, die Internetseite wismaria.com spricht von einer und die IHK zu Schwerin, die es letztlich wissen muss, bestätigt dies.

Niedergang der Hanse, Dreißigjähriger Krieg und Reformation haben die Hafenstadt arg gebeutelt. 1632 kamen die Schweden und übernahmen die Regentschaft, gewährten aber der Stadt einige Privilegien, u. a. die Selbstverwaltung. Schwedisch blieb Wismar bis 1803, weitere 100 Jahre dauerte die endgültige Lösung von Schweden, weil das Großherzogtum Mecklenburg erst mal die Stadt zur Pacht nahm.

Heute gibt sich Wismar offen und gastfreundlich. Der Hafen lädt zum Schauen und Flanieren ein, frischen Räucherfisch gibt es direkt am Kai vom Kutter und kleine Läden in der City präsentieren alles Erdenkliche. Märkte und Feste, besonders in der Hochsaison sind, wie auch einige Kultur-Highlights, gern besuchte Veranstaltungen. Kunsthandwerk spielt in Wismar und Umgebung eine wichtige Rolle. Einige Ladenlokale in der Stadt verkaufen Filz-, Textil- und Töpferwaren. Kurse werden angeboten und einige Künstler und Kunsthandwerker außerhalb der Stadt haben tagsüber stets ihre Werkstattür für Besucher geöffnet. Wie zum Beispiel das Künstlerpaar Martina Weiß (Filz) und Karl Wichary (Skulpturen) in Heidekaten. Eine gute Übersicht bietet die Wismarer Touristinformation. Der Imbissstand gegenüber hat übrigens leckere Thüringer Bratwürste für kleines Geld.

Stadtnahes Parken mit dem Reisemobil stellt in Wismar kein Problem dar. Direkt am Hafen ist ein großer, nicht asphaltierter und gebührenfreier Parkplatz. Auch am südlichen Rand der Innenstadt gibt es großzügig gehaltene Abstellmöglichkeiten. In wenigen Fußminuten erreicht man den Hafen bzw. die Fußgängerzone. In nord-östlicher Richtung hinter der Insel Poel erstreckt sich das Gebiet Salzhaff. Werder, eine kleine Halbinsel mit strandnahen Campingplatz auf der Landzunge bietet Entspannung und Natur pur. Die seichte Bucht nutzen gern Windsurfer für erste Übungen.

Ein Ereignis der besonderen Art demonstrierten Möwen an einem Nachmittag. In riesiger Schar folgten sie beharrlich einem Bauer auf seinem Traktor, der gerade das Feld bestellte. Setzten sich in einem Band dahinter und schwärmten plötzlich wieder los. Das Schauspiel wiederholte sich mehrfach und dauerte eine ganze Weile. Das weiße Federvieh schien eine Menge Spaß dabei zu haben.

Auf der Neubukower Straße in Richtung Rerik fallen einem plötzlich links zwei alte, gelbe Telefonzellen auf. Diese funktionieren schon lange nicht mehr, zieren jetzt dafür den Graazer Kunsthof von Bruno Blank. Der bildende Künstler, mit zeitweise offener Werkstatt, hat u. a. den Reriker Hafen mit einigen Holzfiguren bereichert. In seiner Galerie wechseln die Ausstellungen unregelmäßig. Anfang Juli zeigten großformatige, eindrucksvolle Fotografien die faszinierend schönen Seiten des Polarmeeres.

Der Reriker Hafen liegt an der kürzesten Festlandbarriere zwischen Salzhaff und Ostsee. Nur ein Damm samt Düne, der das Festland mit der Halbinsel Wustrow verbindet, trennt die Gewässer. Auf dem großen Platz im Hafen bieten zahlreiche Cafés, Restaurants und Souvenirläden ihr Angebot feil. Dank des üppigen Sandstrandes und der guten Campingmöglichkeiten im nahen Umfeld, besuchen gern Familien das kleine, beschauliche Küstenstädtchen. In punkto Tourismus-Intensität bleibt Rerik im Vergleich zu Kühlungsborn noch gemäßigt. Hier steppt der Bär und besonders auffällig sind die zahlreichen junge Gäste. Sie verhalten sich lebhafter als die Generation 40plus, was keinesfalls negativ gemeint ist. Kühlungsborn bietet sechs Kilometer Sandstrand und eine drei Kilometer lange Promenade. Eine Seebrücke, die Dampflok Molli und ein Museum zur Geschichte der Dampflok sind die nennenswerten Attraktionen des größten Ostseebades in Mecklenburg-Vorpommern.

Wenn man gern Leute beobachtet, stellt die Promenade ein ideales Terrain dar, die zahlreichen Cafés laden zum Ausruhen und Verweilen ein. Strandbenutzer müssen in nahezu allen Badeorten der Küste eine Kurtaxe berappen. Um die Logistik der Geldeinnahme zu optimieren, haben einige Kommunen so eine Art Parkscheinautomat für Strandbesucher aufgestellt. Unpersönlicher geht es kaum. Hundebesitzer mit der Absicht, einen Strandbesuch zu genießen, sollten sich vorab erkundigen, in welchem Bereich die Vierbeiner gestattet sind. Unsere Erfahrung zeigte, dass Hunde und deren Besitzer nur gern als Gäste am Rand (des Strandes) gesehen bzw. geduldet werden. Das befreit sie übrigens nicht von der touristischen Strandnutzungssteuer!

Nur wenige Kilometer östlich gelegen, dafür deutlich mondäner als alles bisher Erwähnte, präsentiert sich Heiligendamm. Und nun, nachdem sich hier die Weltführungsriege im Sommer für ein paar Tage und Unsummen an Kosten ein Stelldichein gegeben hat, ist natürlich alles auf das Feinste rausgeputzt. Gepflegter Rasen, weiße Kieswege und strahlende Fassaden - Heiligendamm braucht sich nicht zu verstecken. Doch schon vor dem Treffen der Welt-Polit-Prominenz war Heiligendamm ein Ort des Luxus. Wurde und wird die 250-Seelen- Gemeinde doch auch würdevoll als die „weiße Stadt am Meer“ bezeichnet.

Größter Arbeitgeber und Flächennutzer in Heiligendamm ist wohl das Kempinski-Luxus-Hotel mit der angeschlossenen Klinik für Plastische und Dental-Chirurgie. Dass das Preisniveau in Heiligendamm deutlich höher liegt als anderswo in dieser Region, lässt sich leicht vermuten. Ein Trost kann dann ja sein, dass es hier nicht allzu viele Möglichkeiten zum Geld ausgeben gibt. Zumindest nicht für Camper… Übrigens, wie eine Beobachtung lehrte, sind Diskussionen um Knöllchen am strandnahen Parkplatz mit der sympathischen, aber auch schlagfertigen Dame vom Ordnungsamt sinnlos. Die Siegerin steht schon vorher fest... Bleiben wir noch kurz beim Thema Parkgebühr. Beispielhaft im besten Sinne kann hier Bad Doberan erwähnt werden. Selbst mitten im Ort genügt zum Abstellen des Fahrzeugs nur der Einsatz einer Parkscheibe. Im kleinen, zentral gelegenen Park namens Kamp stehen zwei Pavillons, in einem ist ein kleines Café eingerichtet. Mitten in der Fußgängerzone verkehrt in regelmäßigen Zeitabständen Dampflok Molli. Es ist schon eindrucksvoll, wenn dieses historische Stahlgebilde Rauch schnaubend und grell pfeifend langsam und mächtig durch die Gassen stampft.

Reiten ist das große Servicethema dieser Ausgabe. So soll nicht unerwähnt bleiben, dass in Bad Doberan eine der ältesten Galopp-Rennbahnen der Republik steht. Bereits 1822 wurden hier Pferderennen ausgetragen, Wetten abgeschlossen und von den Damen tolle Hüte gezeigt. Jederzeit einen Besuch wert ist die Klosteranlage mit seinen Nutzgarten und der nebenstehenden Ruine. Kinder werden auf dem großen Spielplatz ihren Spaß haben. Das reich ausgestatte Münster in Bad Doberan ist wohl das bekannteste Bauwerk in der Region (siehe hierzu separaten Beitrag). Erkundungstouren in dieser reizvollen Region enden immer am schönsten mit einer leckeren Mahlzeit. Eine solide, bodenständige Küche in freundlichen Gasthäusern findet man schnell, und die Küstennähe lässt viele Fischgerichte in der Karte auftauchen. In den touristisch stärker frequentierten Orten sind auch Gourmettempel mittlerweile keine Seltenheit mehr. Und Selbstversorger können sich problemlos überall mit frischen, hochwertigen Nahrungsmittel eindecken.

Die hier beschriebene Region bietet viel, nicht nur für die schönste Zeit im Jahr. Interessant, informativ und abwechslungsreich für Aktive, beschaulich und ruhig für Erholungssuchende.

Interessante Campingplätze an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns finden Sie hier.




Dieser Artikel wird zur Verfügung gestellt von freizeitguide aktiv und ist dort erschienen in der Ausgabe September 2007. Bild/Text: Hans König





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