Passionsspiele OberammergauNews-Meldung vom 12.02.2010

Vom 15. Mai bis zum 3. Oktober 2010 erwartet Oberammergau, der kleine Ort in Oberbayern, reißende Besucherströme

Fast 380 Jahre nach dem ersten „Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus“ laden die Oberammergauer Passionsspiele in ihrer 41. Auflage zu insgesamt 102 Vorstellungen ein. Rund eine halbe Million Zuschauer werden die Spiele verfolgen, die auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken.

Die Geburtsstunde der Oberammergauer Passionsspiele markiert eine der größten Katastrophen des europäischen Mittelalters: die Pest, die auf den Dreißigjährigen Krieg folgte und auch zahlreiche Einwohner Oberammergaus das Leben kostete. Einige Bürger gelobten darum im Jahr 1633, alle zehn Jahre Passionsspiele aufzuführen, sollte das Leiden ein rasches Ende nehmen. Der Überlieferung nach forderte die Seuche ab diesem Zeitpunkt keine neuen Opfer – und seit 1634 führen die Oberammergauer alle zehn Jahre „ihre Spiele“ auf. Die erste Bühne wurde noch auf dem Friedhof über den frischen Gräbern der Pesttoten aufgeschlagen, spätere Neubauten fanden ihren Platz im Nordwesten des Ortes.

War Oberammergau zunächst einer von mehr als 250 Passionsspielorten im bayerisch-österreichischen Raum, so entwickelte sich das Dorf ab dem 18. Jahrhundert zum Publikumsmagneten: Im 14. Spieljahr 1760 besuchten insgesamt 14.000 Zuschauer die zwei Aufführungen. Verbote und Kriegswirren schwächten die Spiele im 19. Jahrhundert nur vorübergehend: Nach enthusiastischen Zeitungsberichten über die Aufführungen von 1830 kamen zehn Jahre später schon 35.000 Besucher. Nach dem Ausbau der Bahnstrecke bis Murnau fanden 1880 schon 100.000 Zuschauer den Weg nach Oberammergau. Auch prominente Gäste und Vertreter des internationalen Hochadels verfolgten nun die Spiele. Ab dem Jahr 1900 kamen die Zuschauer aus der ganzen Welt: von Ägypten über China bis hin zu Peru und den USA.

Die ersten Nachkriegsspiele von 1950 galten als Chance, sich international neu zu präsentieren. Und tatsächlich: Aus 33 geplanten Aufführungen wurden 87 mit rund 480.000 Besuchern. Seitdem erleben Zuschauer die Passionsspiele immer wieder neu. Mit Leidenschaft diskutieren die Oberammergauer über zeitgemäße Textfassungen oder die Darstellung der Figuren – die Entwicklung des Bühnenspiels bleibt spannend.

Ein zentraler Teil in der Traditon der Oberammergauer Passionsspiele ist die Beteiligung der Dorfgemeinschaft: Jeder Mitwirkende ist in Oberammergau geboren oder lebt seit mindestens 20 Jahren im Ort. Die Oberammergauer identifizieren sich buchstäblich mit Haut und Haaren mit ihrem Passionsspiel: Für die Spielsaison 2010 lassen sich alle Mitwirkenden bereits seit Februar 2009 die Haare wachsen, die Männer verzichten auf das Stutzen ihrer Bärte. Seit November 2009 erarbeiten mehr als 2.000 Oberammergauer zusammen mit Spielleiter Christian Stückl ihre Rollen und Szenen. Neben den großen Figuren Jesus, Petrus, Judas, Pontius Pilatus und Maria gibt es 120 größere und kleinere Sprechrollen. Priester, Soldaten und das Volk von Jerusalem treten auf. Am Spiel beteiligen sich auch 470 Kinder. 120 Chorsänger und das siebzigköpfige Passionsorchester feilen mit Markus Zwink, dem Musikalischen Leiter, an der Musik des Oberammergauer Komponisten Rochus Dedler.

Fünfmal die Woche schlüpfen die Oberammergauer in ihre biblischen Rollen. Die Aufführungen beginnen um 14.30 Uhr und enden nach dreistündiger Pause um 22.30 Uhr. Zum ersten Mal in der Geschichte des Passionsspiels wird ein Teil in den Abendstunden gespielt.

Ort der Aufführungen ist das 1928 erbaute Passionstheater. Im Jahr 2000 renoviert, bietet es rund 4.700 überdachte Sitzplätze. Damit Besucher die Spiele entspannt genießen können, offeriert Oberammergau Arrangements mit ein oder zwei Übernachtungen inklusive Eintrittskarten und Verpflegung. Einzelkarten ohne Arrangement sind momentan vergeben, ein Eintrag in die Warteliste ist jedoch möglich .

Mehr unter www.passionsspiele2010.de

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